„Lichtblick“

Ganzheitliche Betreuung nach § 16k SGB II

 

Inhalte

  1. Zielgruppe
  2. Voraussetzungen
  3. Zielsetzung
  4. Vorgehen im Coaching
  5. Schwerpunkte der Coachingeinheiten
  6. Dauer

 

1. Zielgruppe

„Lichtblick“ ist eine Long-Term-Einzelbetreuung durch soziales Coaching für erwerbsfähige leistungsberechtigte Menschen (ELB), die durch besondere, meist langzeitliche individuelle, Umstände und Problemstellungen an einer regulären Ausbildung und/oder Erwerbstätigkeit gehindert wurden und somit kaum oder keine Möglichkeit besitzen, in einer gleichberechtigten Weise nachhaltig am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Die Betreuung richtet sich in erster Linie an Menschen, die arbeitslos sind und als kaum noch vermittelbar gelten, da sie unter schwerwiegenden Vermittlungshemmnissen leiden.

Zudem kann mit „Lichtblick“ auch die Betreuung junger Menschen zur Heranführung an eine Ausbildung und Begleitung während einer Ausbildung gefördert werden.

 

2. Voraussetzungen

Die Durchführung der ganzheitlichen Betreuung nach 16k SGB II liegt im Ermessen des Jobcenters. Die Teilnahme ist freiwillig und hat keine Rechtsfolgen bei Ablehnung oder Abbruch der Maßnahme.

Unter den Arbeitslosen unserer Gesellschaft gibt es einen hohen Anteil von Erwerbsfähigen, die zwar willens und motiviert sind, eine feste Arbeitsanstellung oder eine Ausbildung anzutreten, dazu aber durch gravierende Defizite sowie durch systemisch-soziale als auch durch persönliche Probleme daran gehindert werden. Meist sind diese Hindernisse nicht akut entstanden, sondern haben sich über lange Zeit hin entwickelt bzw. waren grundlegend schon immer vorhanden.

Das betrifft z. B. Menschen, die

  • Analphabeten sind
  • die deutsche Sprache nicht beherrschen
  • unter psychischen Problemen -besonders im sozialen Bereich- leiden
  • gesundheitlich deutlich eingeschränkt sind
  • in familiären und/oder interkulturellen Schwierigkeiten leben
  • mit einer kriminellen Vergangenheit gekennzeichnet sind
  • eine Schuldenproblematik aufweisen
  • mit grundlegenden Bildungsdefiziten umgehen müssen

 

3. Zielsetzung

Solche Problemfelder, die meist auch kombiniert auftreten, können nicht im kurzen Zeitraum eines herkömmlichen Job-Coachings gelöst werden. Sie bedürfen einer längerfristigen konstanten psychosozialen und praktischen Begleitung.

Nachhaltiges Lernen, der Aufbau einer Tagesstruktur und das Sammeln von positiven Erfahrungen sowie Heilungs- und Rehabilitierungsvorgänge brauchen Zeit zum Wachsen und zur Stabilisierung.

Erreicht werden sollen:

  • die Herstellung und Festigung der grundsätzlichen Erwerbsfähigkeit sowie damit verbundene Lebensqualität
  • die Entwicklung und Realisierung möglicher erreichbarer persönlicher Ziele
  • verbesserte Integration und eine möglichst positive Sozialisation
  • Anbindung an lokale soziale Unterstützungsangebote
  • (z. B. im Bereich Ausbildung, aber auch Freizeitgestaltung)
  • Erlernen von geistig/körperlicher gesundheitlicher Verantwortung
  • Stärkung der eigenen Persönlichkeit durch erhöhte und sichere Selbstwahrnehmung und -verwirklichung
  • Aufbau einer selbstverantwortlichen beruflichen Handlungskompetenz
  • Realisierung und Stabilisierung einer persönlichen nachhaltigen beruflichen Karriere

Das Ziel dieser Maßnahme ist das Erreichen und die Optimierung einer eigenständigen tatsächlichen Erwerbsfähigkeit und damit eine gelungene Integration in die bürgerliche Gesellschaft.

 

4. Vorgehen im Coaching

Die Maßnahme „Lichtblick“ ist ein Coaching-Vorgang, der sich in erster Linie auf zielorientierte Gesprächseinheiten aufbaut, die entweder im Gesprächsraum des betreffenden Coaches durchgeführt werden, aufgrund besonderer Umstände aber auch mobil stattfinden können.

Es werden Einzelcoachings durchgeführt sowie optional ein- bis zweimal im Monat ein Gruppencoaching, wenn es um allgemeingültige Themen wie Gesundheitsprophylaxe oder gesunde Ernährung geht.

 

5. Schwerpunkte der Coachingeinheiten

  • Kontaktaufbau zu den Teilnehmenden und Herstellen eines tragfähigen Vertrauensverhältnisses
  • Aktivierung und Motivierung der Teilnehmenden zur regelmäßigen Teilnahme
  • Individuelle Situationsanalyse und Profiling bzw. psychologische Diagnostik und Erarbeitung des weiteren Vorgehens
  • Psychologische Betreuung im Rahmen von Einzel- und Gruppengesprächen
  • Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Teilnehmenden
  • Gemeinsame Erarbeitung individueller Entwicklungs- und Eingliederungsstrategien
  • Entwickeln einer realistischen Lebens- und Berufsperspektive
  • Durchführung von Potentialanalysen, individuelle Maßnahmeplanung
  • Stabilisierungsgespräche
  • Kompetenzfeststellung
  • Hilfeplanung bei individuellen Problemlagen
  • Aufbau tragfähiger psychosozialer Netzwerke, Kooperation mit psychologischen Facheinrichtungen sowie Ärzten, Kliniken, Behörden und Ämtern
  • Bei Bedarf Durchführung von Schulungen
  • (z. B. zur Digitalisierung des Arbeitslebens oder gesunder Ernährung)
  • Krisenintervention, Suchtberatung und Motivationstraining
  • Bewerbungstrainings (Durchführung von Trainings in Kleingruppen)
  • Begleitung zu Terminen
  • Typberatung zur Verbesserung der Eigenpräsentation im Vorstellungsgespräch
  • Arbeitgeber- und Arbeitsmarktanalyse, Stellenakquise und direkte Vermittlung, Vor- und Nachbetreuung bezüglich der Vorstellungsgespräche und einer konkreten Arbeitsaufnahme
  • optional: Planung und Durchführung eines 14-tägigen Praktikums zur betrieblichen Erprobung nach Beendigung der Maßnahme

Die praktische Seite des Coachings, in einer aktiven Begleitung des Teilnehmers,
erfolgt durch Unterstützung und praktische Hilfe z. B. bei

  • finanziellen Problemen (z. B. Vermittlung an Schuldnerberatungen, Einweisungen in ein budgetbewusstes Einkaufsverhalten und eine effiziente Haushaltsplanung)
  • praktischen Fragen der eigenen Existenzgründung und im persönlichen Wohn- und Lebensalltag (z.B. Hilfe bei der Wohnungssuche, Ersteinrichtung, Bearbeiten von Ordnungs- und Hygienedefiziten, Zeitmanagement)
  • bei Gesundheitsfragen im psychischen wie im physischen Bereich (z.B. Vermittlung zu Fachärzten oder therapeutischen Maßnahmen, Kommunikation mit Krankenkassen, Gesundheitsämtern und Reha-Trägern, Umgang mit Sucht und Abhängigkeit)
  • Bürokratischen Angelegenheiten
  • (z.B. Kommunikation mit Jobcenter, AfA, Bürgerämtern etc.)
  • Verbesserung der eigenen Lebensqualität (Sport, Kultur, Kreativtätigkeiten, etc.)
  • Lösung sozialer Probleme im eigenen Lebensumfeld
  • (z.B. Konflikte und Unstimmigkeiten im eigenen Familien-, Freundes und Bekanntenkreis, schulische Schwierigkeiten, Umgang mit Kriminalität)
  • Recherchen und Bewerbungen zu passenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Umschulungen, entsprechenden Stellenangeboten, Begleitung in der Einstiegszeit bei Ausbildungs- oder Stellenantritt

 

6. Dauer

Die Dauer der „Lichtblick“-Maßnahme beträgt 3 Monate mit der Option auf weitere 3 Monate. Dadurch, dass „Lichtblick“ eine eher praktische und umfangreichere Art der Begleitung auch vor Ort ist, muss man in jedem Fall von längeren Coachingzeiträumen ausgehen.

Es braucht mehr Zeit, Dinge zu recherchieren, zu realisieren und zu entwickeln. Gerade gesundheitliche Probleme brauchen Zeit und regelmäßige ständige Begleitung. Dabei müssen auch die Vorbereitungen, die Nachbereitungen sowie notwendige Anfahrtswege und Wartezeiten bei Ämtern, Gesundheitseinrichtungen, juristischen Einrichtungen, etc. mit in Betracht gezogen werden.

In Hinsicht dieser Zeitfaktoren kann man vorerst von einer Maßnahmedauer von 3 Monaten mit 104 UE (bei einer Teilnahme 2x wöchentlich á 4UE) ausgehen, die bei Vorliegen individueller Voraussetzungen um weitere 3 Monate verlängert wird.